(30.06.2015, 07:30)Boerje schrieb: [ -> ]... Und ich persönlich bin der Meinung, dass unsere GF es nicht schafft, den emotionalen Fan abzuholen. Für mein Empfinden verkauft man sich in der Öffentlichkeit schlecht ...
Tja, ich würde sagen, das ist vermutlich nicht ganz falsch gesehen, aber das muss auch nicht nur an David liegen. Und mal an die eigene Brust geklopft: Verkaufen wir als Fans den Turm immer optimal? Wir sind nämlich auch Teil der Öffentlichkeitsarbeit.
Ich habe nichts gegen unseren GF, er versteht was vom Eishockey er hat Kontakte, aber ich habe ihn beim Stammtisch zur Einführung von Fred sehr genau beobachtet, als ja teilweise recht bolleriges Geschütz gegen ihn aufgefahren wurde und da habe ich auch den Eindruck gehabt, dass er die Art von Fans, wie sie sich am Turm über Jahrzehnte entwickelt hat, nicht so recht gewöhnt ist. Ich weiß nicht, wie die Fans anderer Eishockeyclubs sind, das gebe ich zu, aber am Turm haben die Fans einen sehr großen Anspruch auf Einblick und Mitsprache, verbunden mit einer oft recht druckvollen und leicht aggressiven Argumentation, wenn sie glauben, dass da irgendwo etwas nicht stimmen könnte. Ich weiß sehr genau, dass das so seine Gründe hat, die in der Geschichte des Turms liegen, der Höhen und Pleiten, an dem großen Engagement und Einsatz der Fans für das Eishockey am Pferdeturm in der Vergangenheit. Die Frage „könnte ich das besser, hätte ich das hingekriegt, was ich jetzt von meinem Diskussionspartner fordere, weiß ich überhaupt genug Bescheid, was würde ich denn antworten, wenn ich sowas gefragt würde“ stellt man sich aber wohl nicht oft genug.
Der Fan vom Turm leistet viel, fordert aber auch viel und – seien wir ehrlich – ist dabei nicht immer gerecht und realistisch, das bringen Emotion und Engagement so mit sich. Und da braucht man als GF sowohl Sensibilität für die Situation, als auch ein dickes Fell. David erschien mir in diesem Schitstorm als ein sympathischer jungen Mann, der gute Arbeit leistet und leisten möchte, aber für einen Eishockeyspieler erstaunlich wenig robust wirkte und die Atmosphäre dieses Stammtischs nicht so gut verkraftete. Es ist wohl nicht auch noch der geborene Public-Relations-Manager. Er hat sich nicht optimal verkauft, was sogar für ihn spricht, hat nicht immer die für ihn bestmögliche Antwort gegeben, sondern häufig zu festen Formulierungen gegriffen, wie „das ist Vergangenheit, das können wir nicht mehr ändern, die Kritik ist angekommen, wir wollen es besser machen“. Ich denke, er hat sehr wohl verstanden, dass da in Hannover eine Fangemeinde ist, die viel an Transparenz und Beteiligung fordert, aber er kann das für den konkreten Fall, bzw. die vielen konkreten Fälle, die es am Turm so gibt, noch nicht so verinnerlichen, dass er es in jeder Situation allen Fans recht machen kann, obwohl er es möchte. Um ehrlich zu sein: Ich glaube, das könnte keiner.
Als GF und quasi Sportdirektor eines Vereins, der nicht nur mit Geschick und Diplomatie den Verein wirtschaftlich und organisatorisch mitsteuert, sondern auch Teams aufbauen muss mit all den Verhandlungen und Tricks die du für erfolgreiche Abschlüsse brauchst, kannst du einfach nicht wie ein offenes Buch daherlaufen in das die Öffentlichkeit jederzeit Einsicht nehmen kann. Dann wirst du keinen Erfolg haben. Es muss Aktivitäten geben, von denen nicht jedermann zu jeder Zeit etwas weiß.
Das ist für beide Seiten schwer. Von Vereinsseite sollte man dann erwarten können, dass sie Dinge etwas geschickter verkauft – manchmal ist das nur eine Frage der Formulierungen, des Zeitpunkts einer Information, des Hinweises, dass man im Moment aus guten Grund noch nichts sagen möchte – von Fanseite aber auch, dass sie sich bewusst ist, dass sie im Vorfeld nicht den vollen Durchblick haben kann, dass sie sich in ihren Vermutungen und in der Wortwahl etwas zurücknimmt, trotz all der schlechten Erfahrungen die wir in Jahrzehnten immer wieder gemacht haben. Im Interesse unseres Vereins und unserer gemeinsamen Sache möchte ich diesen Stil von uns allen einfordern. David ist nicht „einer da oben“ oder einer von der anderen Seite (so nach dem Motto hier wir Fans, dort die Macher hinter den Kilissen), sondern einer von uns, auch wenn er dafür (sicherlich nicht königlich) bezahlt wird, und er will dasselbe, wie wir: Dass gutes und erfolgreiches Hockey im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten am Turm gespielt wird. Und je mehr wir ihn dabei unterstützen, umso erfolgreicher wird er arbeiten.
Wir müssen realisieren und akzeptieren, dass es nirgendwo perfekte Arbeit ohne Fehler geben kann. Oder gibt es hier im Forum jemanden, der das von sich behaupten könnte? Ich nicht. Die Keule sollte man daher nur in extremen Notfällen herausholen, denn je mehr wir uns am Turm (und zum „Wir“ gehören alle, die Fans, die GF, bis hin zum Eismeister) gegenseitig öffentlich bekriegen, desto mehr schadet das unserer gemeinsamen Sache und es freuen sich alle, die dem Turm Böses wollen. Wir brauchen keine Fronten im Verein, hier Fans, dort Geschäftsführung und das Team mittendrin, sondern wir brauchen, so schwer das manchmal sein kann, und so sehr uns die Pleiten und Pannen der Vergangenheit belasten, etwas mehr Wir-Gefühl, das über die Fangemeinde hinausreicht, damit das Projekt Pferdeturm erfolgreicher läuft, als in den letzten 20 Jahren. Auch wir Fans könnten uns als Teil des Turmhockeys besser verkaufen.