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Hier am Turm - der ECH Podcast
#94
Hab mir den Podcast eben mal in Gänze angehört und kann den Rufen nach Reformen der Oberliga nichts als ein Lachen abgewinnen.

1.) Wir spielen drittklassig. Da allgemeine Forderungen abzuleiten, auch bei Betrachtung unserer Oberliga-Historie, verbietet sich eigentlich von selbst. Wahr ist, dass Tilburg das Niveau der Oberliga Nord angehoben hat und viele deutsche Vereine nachgezogen haben. Wedemark, Halle und wir haben da teilweise neue Maßstäbe gesetzt, aber der Rest vom Schützenfest ist nicht so weit. Das muss man sich auch mal ganz klar eingestehen. Hamburg ist insolvent, Diez-Limburg zieht sich aus finanziellen Gründen zurück. Ob Krefeld weiterhin dabei bleibt, werden wir sehen. Essen und Duisburg waren zwichenzeitlich mal Viertligisten. Was in Herne nach 18 Abgängen passiert mal schauen. Einzige Konstante: Leipzig (trotz Heimspielstättenabenteuer) Erfurt, Rostock. Wo sind die ganzen Clubs, die bei Gründung der eingleisigen Oberliga Nord noch vorhanden waren? Wo spielen Neuwied, Braunlage, Timmendorf, FASS Berlin, Preußen oder der Hamburger SV heute? Die Teilnehmerzahl im Norden hat sich innerhalb von 7 Jahren um fast 30 % reduziert...

2.) Eishockey-Norddeutschland ist was die Förderung junger, deutscher Spieler angeht, eine traurige Steppenwiese. Schaut Euch doch mal in der DNL, DNL 2, Schüler-Bundesliga usw. mal um. Wo sind die Vereine im Norden, die die Spieler ausbilden, die dauerhaft drittklassig (!) Eishockey spielen sollen? Wo soll der deutsche Nachwuchs herkommen? Wo soll er dauerhaft spielen? Kann sich Eishockeydeutschland ein weitere Professionalisierung der Oberliga (Nord) überhaupt leisten? Oder muss es wirklich eine eingleisige Oberliga bzw. DEL 3 geben und danach kommen die Landesverbände, wo keiner den Sprung wagt, weil der Schritt finanziell viel zu groß ist?

3.) Einen Salary-Cap wird es in Deutschland nicht geben, dass wurde immer wieder betont. Stattdessen wird das defizitäre Rattenrennen fortgesetzt. Beginnend in der DEL, wo man sich lange schwer damit tat, überhaupt über einen sportlichen Auf-/Abstieg zu sprechen. Diesen Sommer gibt es wieder keinen Aufsteiger aus der DEL 2, weil beide Finalisten die finanziellen Hürden zur DEL nicht überwinden können. In der DEL 2 sind vermeintliche Favoriten in den Playoffs gescheitert und es gibt mal wieder einen Absteiger, der durch Rosenheim ersetzt wird. Wer aus der Oberliga könnte denn den Sprung in die DEL 2 finanziell überhaupt wuppen, wenn ein Halbfinalist wie Halle mit 1,6 Mio. kalkuliert und davon spricht, dass die Konkurrenz 2 Mio. + x investiert hat, um einen Platz in der DEL 2 zu ergattern?! In der man dann ja auch nicht gleich wieder gegen den Abstieg sondern "eine gute Rolle" spielen möchte. Wedemark, Weiden, Halle - vielleicht Heilbronn. Und dann?! 2 Mio. Euro für drittklassiges Eishockey. Welcher Club schafft das auf Dauer? Bzw. was geschieht mit den Clubs, wenn die Mäzen gehen? Aufstieg um jeden Preis - und wenn es nicht klappt?

4.) Und dann denken wir mal an unsere Indianer aus Kleefeld. Die letzte Insolvenz ist in diesem Sommer 9 Jahre her. Was hat man seitdem sportlich erreicht? Auf die gesamte Oberliga bezogen bleiben 1 Halbfinale, 5 Viertelfinals und 2 Achtelfinals hängen. Das beste Ergebnis war ein Platz unter den besten 4 Teams - deutschlandweit. Zu einer Nord-Meisterschaft hat es 1x vor der Oberligareform gereicht, ja. Das Finale wurde daheim gegen die Scorpions verloren. Und sonst? Nichts. Was haben die Indians in einer DEL 2 zu suchen? Die größten Erfolge waren, zu den besten 8 Oberligamannschaften zu gehören. Nicht mehr und nicht weniger. Der Zuschauerschnitt ist herausragend und toll. Aber ansonsten muss man sich auch einfach mal eingestehen, dass man nichts erreicht hat, die die Ansprüche in Bezug auf DEL 2 rechtfertigen würden.

5.) Selbst wenn man groß investiert, ist der Aufstieg nicht planbar (siehe Wedemark und Weiden). Offensichtlich will man auch in der Oberliga, dass sich die kleinen Vereine an den großen Zugpferden orientieren (Aussage von Kai Schmitz; Halle). Doch wohin führt das? Nur dazu, dass mehr Geld im Umlauf ist. Das sportliche Niveau der Oberliga Nord ist weit entfernt von der Konkurrenzsituation im Süden (Aussage Kevin Gaudet, Wedemark). Ja warum wohl? Weil sich Hamm, Rostock, Erfurt & Co. nicht dazu bereit erklären, beim Wettrüsten mitzumachen, wie es zuletzt offiziell Halle und Wedemark getan haben. Nur sind die Indians mittlerweile keine graue Maus mehr. Sportliche Erfolge wecken Begehrlichkeiten. Immerzu dieselben Gegner langweilen auf Dauer. Also All-In gehen? Welches Konzept verfolgt man? Welche langfristige Strategie?

6.) Ein Blick auf die Fakten: Der bei den Fans beliebte Geschäftsführer Andy Gysau kündigt zum Saisonende. Ein Nachfolger ist nicht bekannt. Gesellschafter Uwe Schlüter befördert den kaufm. Leiter und Berater der Indians Jan Roterberg zum Prokuristen. Trainer für die kommende Spielzeit ist Björn Naujokat, der ehemalige Co-Trainer von Vorgänger Lenny Soccio. Einen sportlichen Leiter gibt es nicht. Spieler wie Jaeger (mittlerweile 40 Jahre alt), Pohanka (wird im August 39 Jahre alt), Bacek (37 Jahre), Turnwald (wird demnächst 33 Jahre alt) oder Pohl (wird 32 Jahre alt) sind nicht gerade das, was man sportliche Zukunft oder Aufstiegsaspirant nennt. Der eV präsentiert ein neues Logo, ähnlich dem der Spielbetriebs GmbH. Gysau wird im eV weitermachen. Naujokat enstammt auch dem eV. Ropers ist dort auch führend tätig, ebenso wie bei etwaigen Neuverpflichtungen. Der Pächter lässt die Spielfläche nach IIHF-Wunsch zukunftsorientiert auf NHL-Maße verkleinern, es gibt neue Banden (und vll. einen Videowürfel). In der Nordkurve grassiert ein Streit unter diversen Fangruppierungen/Einzelpersonen. Gerüchten zur Folge ist Herrenhäuser ab nächster Saison kein Hauptsponsor mehr. Das sind die Infos zum Status Quo. Und dann denkt man wirklich über DEL 2 oder eine eingleisige DEL 3 nach?

Vorschlag zur Güte:
Nehmt die Bayernliga als Vorbild. Fokussiert Euch auf die Ausbildung junger deutscher Spieler (U23), streicht die Kontigentstellen, schmeißt Tilburg aus dem Wettbewerb, führt einen Salary Cap in Höhe von 500.000 Euro Kaderkosten ein, damit auch in Jugend und Steine investiert werden kann, führt wieder regionale Gruppen ein (die dann wie Gunnar es wollte eine Runde mit Hin- und Rückspielen ausspielen zzgl. überregionaler Partien, sodass jede Mannschaft auf 50+ Spiele kommt), streicht die Wochentagsspiele und seid einfach glücklich, am Wochenende einmal live Eishockey zu sehen.

Ich wage zu behaupten beim Indianer-Publikum geht es weniger um sportlichen Erfolg als Action an der Bande. Dazu zählen viele Tore, die eine oder andere Klopperei, Partymusik und der Stolz des finanzschwachen Underdogs. Und trotzdem kommen freitagabends 3.000 Besucher um ne Party zu feiern...


@Ave:
Warum fragst Du nicht mal Jan Roterberg persönlich nach zukünftiger Ausrichtung? Die Sommerpause ist lang und bei so einem Podcast braucht man sich ja auch nirgendwo zeigen... Zwinkern

P.S: War eine angenehme Folge, für mein Empfinden mit zwei tollen Gästen, die das sachlich und fachlich ganz jut bewertet haben. Das sollte dabei nicht zu kurz kommen. Lob an Van Huang und Sebastian.
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